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ADAC Test Elektroautos im Winter: Was bedeutet Kälte für die Reichweite?

Autorenbild: Maik DeuschMaik Deusch

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Elektroautos sind längst alltagstauglich und bieten beeindruckende Reichweiten. Doch gerade im Winter stellt sich immer wieder die Frage: Wie weit kommt ein E-Auto wirklich bei niedrigen Temperaturen und auf der Autobahn?


Der ADAC hat dazu einen realitätsnahen Test durchgeführt: 25 Elektrofahrzeuge mussten auf einer simulierten Autobahnfahrt von München nach Berlin bei 0 Grad Celsius zeigen, wie weit sie tatsächlich kommen. Die Ergebnisse zeigen: Kälte und hohe Geschwindigkeiten wirken sich erheblich auf die Reichweite aus – und nicht jedes E-Auto ist für lange Strecken im Winter ideal geeignet.


Wie wurde getestet?


Im Test sollten alle Fahrzeuge die 582 Kilometer lange Strecke von München nach Berlin ohne Stau und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111 km/h (maximal 130 km/h) zurücklegen. Dabei wurde die reale Strecke im ADAC-Testlabor nachgebildet, um alle Fahrzeuge unter identischen Bedingungen zu testen.


Das Ergebnis: Nur ein Auto schaffte es ohne Zwischenstopp


Nur der Mercedes EQS 450+ mit seiner 118-kWh-Batterie erreichte das Ziel ohne Nachladen. Mit einer Testreichweite von 600 Kilometern übertraf er alle anderen Fahrzeuge deutlich.


Andere Modelle mussten ein bis drei Ladestopps einlegen. Zum Beispiel:


  • Der Porsche Taycan und der Lucid Air kamen mit einem Stopp aus.

  • Der Tesla Model 3 und VW ID.7 benötigten zwei Stopps.

  • Einige Modelle, darunter der MG4 und Volvo EC40, mussten dreimal laden, weil ihr Verbrauch im Vergleich zur WLTP-Reichweite um bis zu 80 % höher lag.




Warum sinkt die Reichweite im Winter?


Es gibt drei Hauptgründe, warum Elektroautos bei kalten Temperaturen mehr Energie verbrauchen und damit eine geringere Reichweite haben:


1. Der Akku arbeitet weniger effizient


Kälte beeinflusst die chemischen Prozesse in der Batterie, wodurch sie weniger Energie speichern und abgeben kann. Schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist die Reichweite oft um 20 bis 30 % niedriger als unter optimalen Bedingungen.


2. Die Heizung kostet Energie


Während Verbrennungsmotoren ihre Abwärme für die Innenraumheizung nutzen, müssen Elektroautos aktiv Energie für die Klimatisierung aufwenden. Besonders Wärmepumpen können hier helfen, den Verbrauch zu senken – doch nicht jedes Modell ist damit ausgestattet.


3. Hohe Geschwindigkeit bedeutet mehr Verbrauch


Je schneller ein Auto fährt, desto größer ist der Luftwiderstand. Da auf der Autobahn meist konstant hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, steigt der Verbrauch entsprechend an. Während ein Auto bei Stadtfahrten oft die Herstellerangaben erreicht, kann die Reichweite auf der Autobahn um bis zu 40 % geringer ausfallen.




Welche Autos schnitten im Test gut ab?


Neben dem Testsieger Mercedes EQS 450+ konnten sich einige Modelle besonders positiv hervorheben:


  • Der Porsche Taycan überzeugte mit einer sehr guten Ladeleistung: In 20 Minuten konnte er Strom für 370 Kilometer nachladen – ideal für lange Strecken.

  • Das Tesla Model 3 zeigte, dass auch ein günstigeres Fahrzeug mit einer soliden Reichweite und schnellem Laden eine gute Wahl für Langstreckenfahrer ist.

  • Der Volkswagen ID.7 erwies sich als preiswerte Alternative mit hoher Effizienz.


Dagegen fielen einige Modelle negativ auf:


  • Der Volvo EC40 verbrauchte 80 % mehr Energie als angegeben und musste häufiger nachladen.

  • Der MG4 hatte eine sehr niedrige Ladeleistung, was lange Ladepausen zur Folge hatte.




Tipps für mehr Reichweite im Winter


Wer mit seinem Elektroauto auch im Winter lange Strecken fahren möchte, kann einige Maßnahmen ergreifen, um den Energieverbrauch zu senken:


Auto vor dem Start vorklimatisieren: Während das Auto noch an der Ladesäule hängt, sollte die Heizung aktiviert werden. So kommt die Energie aus dem Netz und nicht aus der Batterie.


Wärmepumpe nutzen (falls vorhanden): Fahrzeuge mit Wärmepumpe verbrauchen bis zu 30 % weniger Energie für die Heizung.


Reifen richtig wählen: Winterreifen haben einen höheren Rollwiderstand, was den Verbrauch erhöht. Moderne Effizienz-Winterreifen können helfen, Energie zu sparen.


Vorausschauend fahren: Hohe Geschwindigkeiten vermeiden und den Tempomat nutzen, um den Energieverbrauch zu stabilisieren.


Richtig laden: An Schnellladestationen mit hoher Ladeleistung aufladen – das spart Zeit auf langen Strecken.




Fazit: Sind Elektroautos wintertauglich?


Ja – aber mit Einschränkungen. Der ADAC-Test zeigt, dass moderne Elektroautos auch bei Kälte und auf der Autobahn solide Reichweiten erzielen können. Doch nicht alle Modelle sind für lange Strecken im Winter ideal geeignet.


Besonders wichtig ist: Die WLTP-Werte der Hersteller sind oft nicht realistisch. In der Praxis kann die Reichweite um 40 % oder mehr niedriger ausfallen, gerade bei hohen Geschwindigkeiten und niedrigen Temperaturen.


Wer ein Elektroauto fährt, sollte sich darauf einstellen, im Winter mehr Ladepausen einzuplanen und sein Fahrzeug entsprechend vorzubereiten. Dann steht auch längeren Fahrten nichts im Weg! 🚗⚡

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