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Fachverantwortung übertragen – aber richtig: VEFK, Elektromobilität und die klare Grenze zur disziplinarischen Verantwortung

VEFK Fachverantwortung

Die Elektromobilität verändert nicht nur Fahrzeuge – sie verändert auch Strukturen in Werkstätten, Autohäusern, Entwicklungsabteilungen und bei Zulieferern.


Besonders im Umgang mit Hochvoltsystemen müssen Betriebe neue Rollen definieren, Verantwortlichkeiten korrekt zuweisen und rechtssicher dokumentieren.


Ein zentrales Thema dabei: Die Verantwortliche Elektrofachkraft (VEFK).


Aber was bedeutet es eigentlich, wenn jemand zur VEFK bestellt wird? Welche Verantwortung übernimmt diese Person – und wo sind die Grenzen?



In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Fragen rund um die VEFK im Kontext von E-Fahrzeugen und zeigen auf, worauf Betriebe in der Praxis unbedingt achten müssen.




Was ist eine VEFK? Und wofür ist sie zuständig?


Die Verantwortliche Elektrofachkraft (VEFK) ist eine vom Unternehmen bestellte Fachkraft, die die fachliche Verantwortung für elektrische Anlagen und Betriebsmittel übernimmt. In Werkstätten und Betrieben, die an Elektrofahrzeugen arbeiten, betrifft das insbesondere:

  • Hochvoltsysteme in E-Fahrzeugen

  • Ladeinfrastruktur

  • Prüf- und Messmittel im HV-Umfeld

  • Anlagen zur Energieversorgung im Betrieb


Die VEFK stellt sicher, dass alle elektrotechnischen Arbeiten sicher, rechtskonform und nach dem Stand der Technik durchgeführt werden.




(VEFK) Fachverantwortung ≠ Personalverantwortung


Ein häufiger Irrtum in der Praxis ist die Annahme, dass mit der Bestellung zur VEFK auch eine disziplinarische Verantwortung übertragen wird. Das ist nicht der Fall.



Klar getrennt:

Fachverantwortung (VEFK)

Personalverantwortung (disziplinarisch)

Technische Sicherheit und Organisation im elektrotechnischen Bereich

Urlaub, Krankmeldung, Abmahnung, Kündigung

Beurteilung der elektrotechnischen Qualifikation

Mitarbeiterführung im klassischen Sinne

Verantwortung für Prüf- und Arbeitsanweisungen

Ziele, Bewertungen, Karriereentwicklung

Schulung und Unterweisung zu HV-Themen

Teamstruktur, Personaleinsatzplanung

Diese Trennung ist rechtlich zwingend und praktisch notwendig. Wer die Grenzen nicht kennt, riskiert Organisationsversagen – und im Ernstfall auch persönliche Haftung.



Warum ist diese Trennung so wichtig?


Viele Unternehmen im Automotive-Umfeld wachsen schnell in den Bereich Elektromobilität hinein – oft, ohne dass die Organisationsstruktur entsprechend angepasst wird. Dann wird die fachlich kompetente Elektrofachkraft "automatisch" auch zur Führungskraft gemacht – was sie rechtlich nicht ist.



Das kann fatale Folgen haben:

  • Unklare Zuständigkeiten bei Unfällen oder Fehlern

  • Fehlende rechtssichere Bestellung und Dokumentation

  • Überforderung der Fachkräfte

  • Haftungsrisiken für Geschäftsleitung und VEFK selbst


Nur wer Verantwortlichkeiten klar trennt, schützt sowohl den Betrieb als auch seine Mitarbeitenden.




Praxis-Tipps für Betriebe mit Hochvoltsystemen


Wenn Sie in Ihrem Unternehmen mit HV-Technik arbeiten – sei es in der Werkstatt, im Entwicklungsbereich oder in der Produktion – sollten Sie folgende Schritte prüfen:


  1. Organisationsstruktur überprüfen:Gibt es eine eindeutig benannte und bestellte VEFK?

  2. Fachliche und disziplinarische Verantwortung trennen:Wer ist für was zuständig? Sind die Rollen schriftlich dokumentiert?

  3. VEFK rechtssicher bestellen:Nach DIN VDE 1000-10 muss die Bestellung zur VEFK klar geregelt, dokumentiert und mit der nötigen fachlichen Eignung hinterlegt sein.

  4. Qualifikationen regelmäßig prüfen:Ist die benannte VEFK auf dem aktuellen Stand der Technik? Gibt es Nachweise über Schulungen und Fortbildungen im HV-Bereich?

  5. Kommunikation im Team stärken:Die VEFK braucht Rückhalt und Akzeptanz – auch ohne disziplinarische Macht.




Fazit


Die Elektromobilität verlangt neue Strukturen – besonders im Umgang mit Hochvolttechnik. Eine VEFK zu benennen ist kein bloßer Formalakt, sondern ein zentraler Bestandteil der betrieblichen Sicherheit und Organisation.


Fachverantwortung muss bewusst, gezielt und klar abgegrenzt von Personalverantwortung übertragen werden.


Wer das beachtet, stellt nicht nur die Sicherheit seiner Mitarbeitenden sicher, sondern schützt auch den Betrieb vor Haftungsrisiken – und sorgt für nachhaltige Professionalität im Umgang mit Hochvolttechnik.



Weiterführende Inhalte & Schulungen:

Auf hochvoltkurs.de bieten wir praxisnahe HV-Schulungen, Fachinformationen und individuelle Beratung für Werkstätten, Autohäuser, Entwicklungsabteilungen und Zulieferer an. Sprechen Sie uns gern an!

 
 
 

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